Kira Becker und Isabel Moser


Sprachtherapie

Sprachtherapie ist für Menschen jeden Alters gedacht und wird nach ärztlicher oder sprachtherapeutischer Diagnostik individuell geplant und durchgeführt. Darüber hinaus hat sie zum Ziel, die Kommunikationsfähigkeit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen:
- zu erweitern (z.B. durch Verbesserung der Artikulation, Erweiterung des passiven und aktiven   Wortschatzes, Differenzierung der Grammatik),
- zu festigen (z.B. durch Übertrag des Erlernten in Alltags- und Spontansituationen) oder
- zu erhalten (z.B. nach neurologischen Erkrankungen).

Sprachtherapie möchte immer, durch zielgerichtete und individuelle Inhalte, die bestmögliche Therapie für den Patienten ermöglichen. Dabei stellen die Motivation des Patienten, seine Freude am Sprechen und den neu erworbenen Kompetenzen und Fähigkeiten wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Therapie dar.


Folgende Störungsbilder behandeln wir:

1. Sprachentwicklungsstörung
jegliche Form der sprachlichen Beeinträchtigung oder Verzögerung, die eine regelrecht verlaufende kindliche Sprachentwicklung erschwert. Betroffen sein können: Artikulation, Grammatik, Wortschatz, Sprach- und Aufgabenverständnis, Sprachverarbeitung und -wahrnehmung, mundmotorische Fähigkeiten.

2. Aussprachestörung
dieses ist eine Störung der Aussprache oder der Lautbildung an sich, es werden hierbei phonetische und phonologische Störungen unterschieden.
Eine phonetische Aussprachestörung liegt vor, wenn ein Kind es noch nicht schafft,
einzelne Laute zu bilden oder Laute fehlbildet.
Sehr bekannt ist hier der "Sigmatismus", die Fehlbildung des /s/-Lautes ("Lispeln").
Eine phonologische Aussprachestörung liegt vor, wenn ein Kind einen Laut eigentlich
bilden kann, diesen jedoch nicht korrekt anwendet.
Einige Beispiele: Kasse - Tasse, Schule - Sule (Lautersetzung, das Kind hat die bedeutungsunterscheidende Funktion noch nicht verstanden) oder Flasche - Fasche,
Knopf - Nopf (Lautauslassung).
Selten kann die Aussprachestörung eindeutig abgegrenzt werden, oft liegen Mischformen vor.
Häufig von einer Aussprachestörung betroffen sind die Laute: sch, s, z, k, g, ch1, r.
Ursachen können sein:
- Hörstörungen (z.B. durch vermehrte Mittelohrentzündungen im Alter bis knapp 4 Jahre),
- eine schwache orofaziale Mukulatur,
- eine genetische Disposition (familiäre Häufung),
- eine Differenzierungsschwäche.

3. Verbale Entwicklungsdyspraxie (VED)
hierbei handelt es sich um eine schwere Sprechstörung bei Kindern.
Das zentrale Problem dieser Sprechstörung liegt bei der Sprechbewegungsplanung und -programmierung, der willkürliche und kontrollierte Einsatz der Artikulationsorgane ist eingeschränkt oder unmöglich.
Die Sprache des Kindes ist dadurch kaum verständlich und die Lautbildungsfehler folgen keinem System.
Oft sind erste Anzeichen einer VED bereits im Säuglingsalter wahrnehmbar, z.B. durch:
- Probleme bei der Nahrungsaufnahme,
- grobmotorische Ungeschicklichkeiten,
- kaum produzierte Lall-Laute,
- eine oft verspätet beginnende Sprachentwicklung mit fehlenden Konsonanten und
Nutzung einer "Vokalsprache".

4. Rhinophonie
das 'Näseln' ist eine Stimmstörung, bei der der Mensch, den Luftstrom durch einen unzureichenden Abschluss des Nasen- und Mundraums, nicht lenken kann. Der Klang der Stimme ist nasal (wie bei einem Dauerschnupfen), die Artikulation ist undeutlich und klingt verwaschen. Eine Rhinophonie kann organische oder funktionelle Ursachen haben.

5. Dysgrammatismus
bezeichnet eine Störung einer Teilleistung des kindlichen Spracherwerbs, der Grammatikentwicklung. Betroffen sind häufig: Pluralbildung, Verbstellung, Satzbildung und Verbbeugung. Häufig einhergehend mit dem Dysgrammatismus ist eine Ausdrucksschwäche, die sich darin äußert, dass komplexere Sachverhalte, Erlebnisse, Gefühle etc. nicht strukturiert oder verständlich erzählt werden können.

6. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)
bezeichnen Einschränkungen bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Gehörtem, die nicht in der Beeinträchtigung des 'normalen' (peripheren) Hörens liegen.
Kinder und Jugendliche mit dieser Störung haben Probleme, Gehörtes aufzunehmen, zu speichern und zu wiederholen.
Hinweise sind oftmals schon im Kindergartenalter vorhanden, wenn Kinder nicht reimen oder sich Verse und Lieder nicht merken können.
Eine Auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung tritt oft in Verbindung mit einem Aufmerksamkeitsdefizit Syndrom (ADS) und der Lese-/Rechtschreibstörung auf.
Diese Auffälligkeiten können auftreten:
- das Kind wirkt abwesend und reagiert nicht oder sehr verzögert auf Ansprache,
- das Kind ist schon durch leise Geräusche ablenkbar und äußerst geräuschempfindlich,
- das Kind versteht komplexere Aufträge/Äußerungen nur verzögert oder unvollständig,
- das Kind wirkt oftmals unkonzentriert und unruhig,
- die Aussprache des Kindes ist unter Belastung eher verwaschen,
- das Kind hat erhebliche Probleme, sich Dinge zu merken.

7. Myofunktionelle Störung
durch ungleiche Spannungsverhältnisse innerhalb der Gesicht- und Mundmuskulatur, wird die Funktion der Muskeln des Mundes und des Gesichts beeinträchtigt bzw. gestört.
Infolge einer falschen Zungenlage kann es zu Ausspracheproblemen vor allem der Zischlaute (s, z, sch) kommen.
Mitbetroffen ist zumeist auch der Schluckakt, beim falschen Schlucken drücken die Zungenspitze und/oder die Zungenränder gegen oder zwischen die Zähne.
Aufgrund der bestehenden Mundmuskelschwäche kommt es häufig zur Mundatmung, die wiederum die Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen erhöht.

8.  Aphasie
bedeutet vom Ursprung her „ohne Sprache“ und wird als Sprachverlust nach einer neurologischen Erkrankung, z.B. Schlaganfall, Schädelhirntrauma etc. verstanden. Zum Sprachverlust kommt es aufgrund einer Läsion der linken Gehirnhälfte.
Die Aphasie ist eine Sprachstörung nach Abschluss des Spracherwerbs und betrifft die verschiedenen Bereiche: Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben unterschiedlich stark. Je nach Schweregrad unterscheidet man: amnestische bzw. motorische Aphasie, Broca-Aphasie, Wernicke-Aphasie oder die Globale Aphasie.

9. Dysarthrie
wird verursacht durch die Schädigung des Gehirns bzw. der Hirnnerven durch neurologische Erkrankungen wie Schlaganfall, Schädelhirntrauma, Parkinson-Syndrom etc. Beeinträchtigt sein können die Sprechmotorik, die Phonation und die Sprechatmung. Das Sprechen ist dadurch für den Patienten sehr anstrengend. Die Artikulation ist undeutlich, die Sprachverarbeitung und -produktion sind nicht betroffen.

10. Dysphonie
man unterscheidet die funktionelle und die organische Stimmstörung (bzw. Dysphonie). Die Störungen der Stimme äußern sich z.B. in einem heiseren oder gepressten Stimmklang. Die Stimme kann nicht mehr variabel eingesetzt werden und ist beeinträchtigt oder verändert in: Lautstärke, Klangfarbe, Tonhöhe oder Tonhaltedauer.
Ursachen einer funktionellen Stimmstörung liegen zumeist in einem erhöhten Stimmdruck und einer länger andauernden Überbeanspruchung der Stimme. Dadurch kann es zur Knötchenbildung auf den Stimmlippen, zu Stimmbandpolypen und ebenso zum vorübergehenden Stimmverlust kommen.
Organische Stimmstörungen entstehen z.B. durch Tumoren, Kehlkopffehlbildungen, hormonelle Erkrankungen, Stimmlippenlähmungen nach Operationen.





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